Wo der "Fuchs" gute Nacht sagt

St. Anton an der Jessnitz, Mostviertel, Niederösterreich

Knapp 110 KM von Wien entfernt habe ich das Gefühl im Paradies gelandet zu sein. Unser Ziel ist der "Fuchs Sagenwanderweg". Vom Mostheurigen Winter geht der wirklich gut beschilderte Weg gleich direkt zum "Zauberloch", wo uns die Schlagbauern die erste Sage aufgeschrieben haben. 

Nach dem "Zauberloch" zwängen wir uns durch das Schlupfloch im Staudenzeiler. Weiter führt der Weg über eine wahnsinnig saftige Wiese. Eine Wohltat für unsere Betonwüsten geplagten Großstadtaugen. Und blumen- und kräuterreiche Wiesen werden wir heute noch öfter queren bzw. durchwandern.

Wir landen im Wald, dem sogenannten Brandstattgraben. Mystisch präsentiert sich das Grün zwischen den Bäumen. Schmetterlinge genießen die Sonnenstrahlen.

Wir durchqueren kleine, gatschige Waldpassagen, beobachten Insekten und Amphibien und überqueren Weidezäune.

Bald erreichen wir vor dem Wegscheid Häusl die Fuchstruhe. Wir sind am tiefsten Punkt der Runde. Von hier führt der Weg bergauf bis zur Landesstraße. Es geht, sogar für uns Großstadtwanderer, recht gemütlich nach oben. Ich genieße die Natur und die unzähligen, grandiosen Fern- und Aussichten.

Wir erreichen die Hexenkiste. Tief in mir drinnen hoffe ich, dass niemand draufkommt, dass ich einst den Adelstitel "Hexe Oktavia" bei einer unserer lustigen Busreisen mit CÄSAR bekommen habe, denn niemand weiß, ob die Hexenkiste noch verschlossen ist. Ich würde dieses Geheimnis gerne noch für mich bewahren.

Wanderer sind heute keine unterwegs, dafür treffen wir immer wieder auf neugierige, aber sehr freundliche Einheimische.

Das Zaubertor bleibt heute leider verschlossen und so erreichen wir das Haus Grübl mit seiner Kapelle, wo wir auf einer einladenden Bank unsere stärkende Wanderpause einlegen. Die Ausblicke bis zum Ötscher sind ein wahrer Traum.

Mittlerweile ist es nach Mittag und die Hitze macht auch vor den fast 900 Höhenmetern keinen Halt. Schweißtreibend ist die leichte Ansteigung, ehe wir wieder im Wald verschwinden. Der Waldweg auf der anderen Bergrückenseite führt uns bis zum idyllisch gelegenen Bauernhaus Zwern. Hier gibt es einen kurzen, aber steilen und einen langen, aber gemütlichen Anstieg zur Aussichtplattform mit Trinkbrunnen.

Wir entscheiden uns für den längeren Weg, wobei dieser in der Hitze schon einiges uns Großstadtwanderern abverlangt. Endlich sind wir bei der Aussichtplattform angekommen. Während Chef im Schweiße seines Angesichts Getränke aus dem Trinkbrunnen, ähnlich wie beim Bierbrunnen in Gaming, kurbelt, genieße ich die Fernsicht bis zum Ötscher. Ich lasse mich auf der einladenden Bank im Schatten fallen und warte auf meinen Herrn Ober, also auf Chef, der mir gleich gekühlte Natursäfte der Region servieren wird.

Bitte für den Trinkbrunnen Kleingeld mitnehmen!

Es ist so herrlich auf diesem wunderschönen Fleckchen Erde. Die Grillen zirpen in den saftigen Wiesen, immer wieder flitzen Eidechsen und sogar ungiftige Schlangen vorbei. Vögel zwitschern ihre Lieder. Die Wolken spielen ihr Spiel. Irgendwo hören wir ein kleines Flugzeug. Eine Traumsicht heute. Ein Traumort. Ich liege auf der massiven Bank und lasse meinen Gedanken freien Lauf. Chef hält sein Bier fest, sein Blick durchstreift die Landschaft. Eigentlich will ich hier nicht mehr weg.

Eine Pause, die unsere Großstadtenergien wieder gefüllt hat. Nun aber wieder zurück zum Ausgangspunkt. Wir nehmen die Abkürzung nach Höbarten, klettern nochmals über einen Weidezaun und stapfen durch eine saftige Wiese. "Manchmal wäre ich gerne eine Kuh", raunze ich in den leichten Wind. Und Chef sieht mich jetzt nur still an und grinst...

Wir erreichen wieder den Mostheurigen Winter, der leider aufgrund Corona noch geschlossen hat. Nur ein kleiner Kühlschrank mit gekühlten Getränken empfängt den Wanderer. Ab Herbst 2021 soll es hier auch wieder kulinarische Köstlichkeiten geben - wir kommen sicher wieder.

Abends gibt es aus dem Krisenkochbuch Leberkäse.

Übrigens, wir waren circa 4,5 Stunden mit Fotopausen, einer Wanderpause und einer längeren Pause beim Trinkbrunnen unterwegs. Der gesamte Weg war 7,5 Km bei rund 250 Höhenmetern.

Unsere allgemeinen Wandertipps: Großstadtwanderer

Fotos von Fotografin Renate

Transparenz

Wien, 03.06.2021