Ein Dorf mit Hochkultur
Rohrendorf bei Krems, Waldviertel, Niederösterreich
Eine knappe Stunde Fahrzeit und wir steigen bei Sonnenschein und - 3 Grad aus dem Auto. Hinter uns die graue Wiener Nebelsuppe, vor uns, die tut-gut-Wanderwege in Rohrendorf bei Krems.
Gut gelaunt geht es los. Je höher wir uns auf die Weinterrassen schrauben, desto umwerfender wird die Aussicht tief in das Kamp- und Kremstal sowie bis in die Wachau und ins Tullnerfeld. Schräg vis-a-vis erhebt sich im Dunst Stift Göttweig.
Herrlich frisch würzig ist die Luft, die Sonne gibt ihr Bestes und bald sind die Minusgrade vergessen. Der Weg führt entspannend durch die Weingärten. Wie herrlich muss es hier im bunten Herbst sein?
Wir beobachten u.a. einen Specht, einige Rotschwänzchen, den Zaunkönig, eine handvoll Schwanzmeisen und sogar ein Reh. Sehen Bruthöhlen von Bienenfressern, die wohl ab ca. Mai wieder hier Einzug halten werden.
Die Beschilderung ist anfangs recht gut, obwohl einmal steht nur "tut-gut-Wanderwege", dann ist die Wegführung wieder unterteilt in Route 1, 2 und 3. Eigentlich haben wir vor, der Route 3 zu folgen, dann auf die 2 zu wechseln und über das Heinz Conrad-Tor und die längste Kellergasse Österreichs zurückzukommen.
Immer wieder laden herrliche Raststellen zum Verweilen und Genießen ein. Mit einem Häferl heißem Tee in der Hand lassen wir unsere Blicke schweifen.
Der Weg führt durch einen Rohrendorfer Hohlweg und weiter durch den Wolfsgraben. Inmitten der Lösswände, gepaart mit Konglomeratgestein, der Sonne und dem Schnee ergeben sich unglaubliche Szenarien, die nicht nur dem Auge, sondern auch Seele gut tun. Richtig loslassen, entspannen, die frische Luft in die Lungen ziehen, dem Gesang der Vögel lauschen und sich auf die Natur komplett einlassen.
Weiter geht das Hinweistaferl, führt durch ein klitzekleines Waldstück, überquert einen Weingarten und führt steil bergauf. Unter unseren Füssen knirscht der gefrorene Schnee. Jeden Schritt setzen wir mit Bedacht, bis wir endlich "oben" angekommen sind. Wow, diese Aussicht!
Leider fehlen jedoch weitere Hinweisschilder und auch aus der mitgenommenen Wanderkarte werden wir nicht schlau, wo wir überhaupt sind. Wir folgen unserem Instinkt, bis wir wieder das Schild "Route 2" finden. Ob das aber wirklich richtig ist? Denn logisch steht es nicht hier mitten in den Weingärten. Auch andere Wanderer diskutieren mit uns und berichten über eine konfuse Wanderroutenbeschilderung, die wir von tut-gut-Wegen nicht gewöhnt sind. Komisch, das Ganze. Wir folgen Route 2 und landen wieder am Ausgangsort beim letzten Wegweiser. Irgendwie führt der Weg im Kreis. Dass hier ein Scherzbold, wie von meinem Schatz vermutet, die Taferl immer wieder verstellt, werden wir erst zu Hause bei weiteren Recherchen im Internet erfahren. Wir sind nicht die einzigen Wanderer, die an der Nase herumgeführt werden.
Macht nichts, wir nehmen es locker und gehen den gleichen Weg wieder retour. Wobei wir uns immer wieder auch auf andere Wanderwege (oft mit einfachen Holzschildern bezeichnet) treiben lassen und somit im Zick-Zack laufen.
Leider sehen wir den hängenden Stein und das Heinz-Conrad-Tor nur von der Ferne. Macht nichts, wir kommen wieder, aber dann erreichen wir unser Ziel.
Es war trotz des Scherzkeks eine unglaublich schöne Winterwanderung bei perfektem Wetter.
Aber jetzt geht es ab nach Hause, wo es, aufgrund der noch immer corona-bedingt gesperrter Gastronomie, aus meinem Krisenkochbuch Spaghetti Bolognese gibt.
Übrigens, wir waren, dank des unbekannten Scherzboldes, inklusiver Foto- und Teepausen, rund 3 ½ Stunden unterwegs.
Unsere allgemeinen Wandertipps: Großstadtwanderer
Fotos von Fotografin Renate
Wien, 10.01.2021