Rabenauer Grund
Freital-Coßmannsdorf, Sachsen, Deutschland
Und da dampft sie neben uns vorbei.
Wir sind beim Weißeritzpark, einem Einkaufszentrum nahe des Bahnhofes Freital-Coßmannsdorf losgewandert und werden die Strecke der Weißeritztalbahn einige Zeit entlang erwandern. Der große Vorteil an dieser Streckenwanderung ist, dass man jederzeit auf die Bahn umsteigen und somit aus dem Wanderweg aussteigen kann.
Wer Lust und Laune hat, gut zu Fuß ist und auch die nötige Motivation und Energie mitbringt kann die ganze Länge von Freital-Hainsburg bis Kipsdorf (rund 29 Km, 350 Hm) wandern und mit der Bahn zum Ausgangspunkt zurückkehren. Wie auch immer, wir haben einmal vor bis Spechtritz zu wandern.
Vorerst führt der Weg bei Kleingärten vorbei und biegt dann direkt in den, seit 1961 unter Naturschutz stehenden Rabenauer Grund ein. Nachdem es schon seit Tagen regnet, führt die Rote Weißeritz extrem viel Wasser. Wir erreichen das Wasserkraftwerk und staunen nicht schlecht über die Wassermassen, die sich am Wasserschloss vorbeidrängen und über die Kaskaden, die ein Technisches Denkmal sind, herabstürzen. Unglaublich, diese Naturkraft.
Bizarre Felsformationen und Landmarken bieten der Phantasie genügend Spielraum und so sind auch die im Laufe der Jahrhunderte entstandenen Sagen und Begebenheiten typisch für diesen Engtalabschnitt. Immer wieder gibt es auf grünen Tafeln darüber zu lesen. Besonders spannend finde ich die Planwiese, denn hier können nur echte Sonntagskinder in Vollmondnächten die Töchter des alten Nix ihre Kleider und Wäsche bleichen sehen, ihren Lieder lauschen und ihre Tänze beobachten. Also Sonntagskind wäre ich schon mal. Vollmond ist heute leider keiner. Somit ziehen wir weiter.
Neben der Sagenwelt gibt es auch eine große Tierwelt. Irgendwo huscht ein Reh leise durch den Wald. Vögel singen ihre Lieder. Wir sehen neben Meisen, Amseln, Buchfinken, Rotkehlchen, Kleiber, Bachstelzen, Zaunkönig auch erstmals eine Wanderamsel. Ein Graureiher schwebt über uns hinweg.
Leichter Regen setzt wieder ein. Wir sind alleine unterwegs. Nennenswerte Höhenmeter sind nicht zu gehen. Wir kommen bei der, seit 2021 gesperrten Arthur-Lohse-Brücke vorbei. Hier ginge es auf der anderen Uferseite am Sagenweg weiter. (Trittsicher und schwindelfrei sollte man dort sein. Wer den Sagenweg erwandern möchte, kann in Rabenau starten, bis zur Brücke wandern und wieder retour. Ein Übersetzen der Roten Weißeritz ist, zumindest am Tag unserer Wanderung, noch immer nicht möglich)
Und so kommen wir zur Rabenauer Mühle, die bis vor kurzem ein Hotel war. Da die Besitzer in Pension gegangen sind, steht das wunderschöne Gebäude zum Verkauf. Daneben gibt es ein SB-Lokal "Zum Wanderer", jedoch aufgrund der Wetterkapriolen dieses Aprils heute geschlossen.
Der Regen wird stärker. Kurz nach dem Gasthaus drehen wir um – nun würde es einige Steinstufen bergauf und bergab gehen. Als Großstadtwanderer lassen wir diesen Weg bei diesem Wetter jedoch und machen uns auf den Rückweg.
Kleiner Tipp für Eisenbahnfans: einfach die Fahrt mit der Weißeritztalbahn genießen – sie ist immerhin die älteste im öffentlichen Betrieb befindliche Schmalspurbahn mit täglichem Dampflokbetrieb. Seit 1882 dampft die Schmalspurbahn auf 750 mm Spurweite und gilt wegen ihrer landschaftlichen Vielfalt als eine der schönsten Eisenbahnstrecken Europas.
Natürlich haben auch wir die Fahrt genossen. Übrigens, der Bahnhof in Kipsdorf ist wirklich entzückend und die alte Waage mit Kärtchen ein nettes Kerlchen. Sehr empfehlenswert!
Strecke lt. Angabe: rd. 8 (Strecke Hin und Retour die gleiche)
Höhenmeter lt. Angabe: 58
Tourbeschreibung lt. Angabe: Leicht. Dem stimmen wir gerne zu.
Start und Ziel: Weißeritzpark, Freitag-Coßmannsdorf
Anreise: mit dem Auto, Wanderparkplatz vis-á-vis vom Einkaufszentrum, ausgeschildert, bei unserem Besuch kostenlos. Linienbus oder Eisenbahn
Unsere Dauer inkl. Fotos: rund 2 Stunden
Zusätzliche Hinweise aus unserer Sicht:
- Am Tag unserer Wanderung gut markiert.
- Runde für Kinderwagen, RollstuhlfahrerInnen und RadfahrerInnen aus unserer Sicht bis Rabenauer Grund (bis zu den Stufen) geeignet.
- Hunde an der Leine kein Problem.
- Bei Bedarf Verpflegung mitnehmen, einige Rastmöglichkeiten gefunden.
- In Rabenau gibt es ein SB-Wanderrestaurant. Öffnungszeiten bitte erfragen. Bei uns war es aufgrund der Wetterkapriolen des typischen Aprils leider geschlossen.
- Das Hotel direkt bei der Eisenbahnhaltestelle ist leider geschlossen.
- Empfehlenswert ist auch ein Besuch in Rabenau, der Stuhlbauerstadt mit Museum.
- Im Weißeritzpark gibt es Imbissstände und einen Supermarkt – ev. für die Wanderverpflegung?
Wichtiges: Großstadtwanderer
Wanderung: 238 seit 29.08.2020
Wien, 20.04.2023