Töpferweg
Leopoldschlag, Mühlviertel, Oberösterreich
Leopoldschlag, an der Grenze zu Tschechien, wurde 1356 als Marchtt Leopoltzlag erstmals erwähnt und liegt direkt am heutigen Grenzfluss der Maltsch.
Mich faszinieren die wunderschönen Häuser, während wir vom Marktplatz die einfache und ebene Töpferrunde starten. Unser erster Besuch gilt übrigens dem kleinen, jedoch sortenreich bestückten 24-Stunden-Marktladen am Marktplatz.
Aber nun los, wir folgen der sehr guten Beschilderung Töpferweg (Tonschilder) und erreichen bald die Maltsch. Kaum zu glauben, dass gleich gegenüber des nicht allzu breiten Flusses tschechisches Grenzgebiet ist.
Wir schauen durch ein Eisentor in das einstige Dorf Neustift (Lhota = tschechisch), den verschwundenen Nachbarort gegenüber von Leopoldschlag. Aus der Schulchronik: "Am 08.6.1946 wurden von den Tschechen alle Bewohner des ehemals zum Schulsprengel Leopoldschlag gehörenden böhmischen Dorfes Neustift ausgesiedelt..." Den traurigen Rest erspare ich mir hier im Wanderbericht, den kann man vor Ort nachlesen.
Wo einst der Schrecken des Krieges herrschte, gibt es heute ein kleines, geschütztes Paradies, das durch die Naturschutzinitiative "Grünes Band Europa" dem Europaschutzgebiet "Natura 2000" angehört. Am Marktplatz gibt es ein Infozentrum für alle, die noch mehr wissen möchten. Übrigens, sogar wir in Wien haben "Natura 2000" Schutzgebiete.
Die Maltsch fließt gemächlich zwischen den beiden Ländern und bietet einer Unzahl an bedrohten Tieren ein sicheres zu Hause. Trotz des leichten Regentages surrt und brummt es rund um uns. Schmetterlinge sind vereinzelt anzutreffen, ein Greifvogel zieht über beide Länder seine Runden. Irgendwo vermeine ich einen Rohrsänger und einen Neuntöter zu hören, im Wasser bewegt sich etwas und plötzlich sehen wir nur noch einen blauen Pfeil - ein Eisvogel fliegt über die Grenze hinweg. Schade, ich war mit der Kamera zu langsam. Aber ein Erlebnis, das noch lange in Erinnerung bleiben wird.
Entlang des Töpferweges gibt es neben unberührter Natur 7 unterschiedliche Stationen, die von der Arbeit des Hafners im Verlauf des Töpferjahres erzählen. Mitmachstationen laden Groß und Klein ein. Besonders begeistert bin ich von der Töpferstation, wo man eingeladen wird, Material zu schürfen und an der händisch betriebenen Töpferscheibe zu Kunstwerken zu vollenden. Ich würde hier allen Eltern empfehlen, erstens Zeit mitzunehmen (für Erwachsene gibt es eine gemütliche Sitzgelegenheit mit Tisch und Dach), zweitens vielleicht Gewand für die Kinder zum Umziehen (könnte recht lustig werden, vor allem wie heute, wo es leicht regnet) und drittens vorab sich über die Öffnungszeiten des Hafnerhauses am Ende des Rundgangs zu erkundigen, damit die Werke gleich vor Ort gebrannt werden können.
Ein weiteres Highlight ist das riesige "Mensch-ärgere-Dich-nicht" und für uns Erwachsene die Tonfiguren entlang der Runde.
Neben den Wildtieren, die man mit viel Glück zu sehen bekommt, gibt es eine kleine Herde Wasserbüffel, die zur Erhaltung der Artenvielfalt beiträgt. Die Suhlen und Wasserlöcher, die entstehen, wenn sich die Büffel wälzen, bieten einzigartige Lebensräume für viele Amphibien und Reptilien. Zu sehen sind sie jedes Jahr von Mai-Oktober.
Weiter führt der Weg gemütlich zwischen Feldern. Ich bin ganz begeistert, tummeln sich hier zwischen dem Getreide noch Kornblumen, Wicken und mehr. Leider sieht man solche Felder kaum noch.
Das Wetter macht immer weiter zu, der Regen wird stärker, wir beschleunigen unsere Schritte, kommen noch an einer Kapelle, dem Hafnerhaus sowie dem riesigen Wanderschuh vorbei, ehe wir wieder am Marktplatz eintreffen.
Nun aber zurück zu unserem Quartier, dem Forellenwirt, wo wir uns eine heiße Knoblauchcremesuppe und eine frisch gebratene Forelle gut schmecken lassen werden.
Strecke: 4,5 km
Höhenmeter: nicht der Rede wert
Start und Ziel: am Marktplatz
Unsere Dauer - inklusive Tierbeobachtungen, Fotopausen: ca. 2 Stunden
Kleiner Tipp aus Sicht der Großstadtwanderer: leichte Runde, barrierefrei, Kinderwagentauglich, aus unserer Sicht auch für Rollstuhlfahrer mit Begleitung möglich. Der Weg ist gut ausgeschildert, das Handy und sonstiger technischer Firlefanz kann Pause machen.
Unsere allgemeinen Wandertipps: Großstadtwanderer
Fotos von Fotografin Renate
Wien, 04.08.2021