Kellerkatzenweg

Hollabrunn, Weinviertel, Niederösterreich

Nach der Wildkatzenwanderung stellt sich die Frage: Wer bitte ist die Kellerkatze?

Schwarz, mit gekrümmten Rücken, steht sie hoch über der, in den 1980er Jahren, erbauten Umfahrungsstraße von Hollabrunn. Schon oft habe ich ihr bei der Durchfahrt zugewunken. Aber was macht so eine Katze da hoch oben?

Die, seit alters her eng mit der Kulturgeschichte des Weines verbundene Kellerkatze erzählt auf diesem leichten Rundweg über ihr Leben, ihre Aufgaben, ihre Ängste und Gefahren, sowie über die harte Arbeit der Winzer. 24 Stationen in der Sitzendorfer Kellergasse sowie im angrenzenden Naturraum schildern die Entwicklung von ursprünglich landwirtschaftlicher hin zu privater und gesellschaftlicher Nutzung in einem städtischen Umfeld.

Einige Keller bewahren ihre kühlen Geheimnisse vor uns neugierigen Großstadtwanderern.

Mit der, direkt beim Hotel bzw. Check-in, erhältlichen Chip-Karte öffnen sich drei Keller. Einblicke in die anspruchsvolle Arbeit der Winzer werden preisgegeben. Langsam wird mir klar, wieso ein "guter Tropfen" auch seinen Preis haben muss.

Wie die Aromen in den Wein kommen, erfährt man im Duftkeller. Danach führt der Weg noch ein Stück durch die Kellergasse, ehe sich unheimliche Weitsichten, trotz der gewittrigen Luft, eröffnen. Eine, für mich, faszinierende Wolkenstimmung begleitet unsere Runde am freien Feld, gepaart mit weiteren Schautafeln. Ein wunderschönes Plätzchen lädt müde Wanderer zu einer Pause ein und quicklebendige Kinder können sich auf der Reblaus austoben.

Tja, hätte es damals die Reblaus nicht gegeben, wäre heute wahrscheinlich der Rundweg noch weitläufiger. Obwohl dieses kleine Tierchen, einst aus Amerika eingeschleppt, bis maximal 1 mm groß wurde, hatte sie durch Schädigung der Wurzeln des Weinstocks einen massiven Einfluss auf dessen Absterben. Im gesamten Bezirk Hollabrunn hatte die Reblaus die Hälfte der 9.000 ha großen Rebfläche vernichtet, bis 1907 waren lediglich 1.700 neu ausgepflanzt.

Wir grüßen die Vogelscheuchen, streifen kurz Karla, die Kellerkatze (das Kindermuscial gibt es auch als Buch), ehe wir endlich Naschen dürfen. Denn hier ist Naschen erlaubt. Und mit der Chipkarte dürfen wir gleich ein Päckchen kostenlos aus dem Automaten holen. Daneben gibt es noch kühle Getränke (Kleingeld oder Bankomatkarte nicht vergessen), die direkt vor Ort an einem schönen Plätzchen genossen werden können. Muss ehrlich zugeben, so einen guten, roten Traubensaft habe ich schon lange nicht mehr getrunken.

Noch einige Schritte durch die Kellergasse und wir kommen alsbald zum Ende der Runde. Einmal öffnet uns die Karte noch die Tür zum Keller und wir streifen mit der Kellerkatze, diesmal aus ihrer Sicht, nochmals auf unseren Routen.

Die Runde war abwechslungsreich, spannend, ein Mosaik aus Äckern, Weingärten, Wiesen und Brachflächen, durchzogen von gebüschreichen Böschungen. Wir haben viel über den Weinbau erfahren, haben die Aufgaben der Kellerkatze zu schätzen gelernt und kennen die Gefahren, aber auch die geselligen Seiten in den Kellergassen.

Bald sind wir am Ausgangspunkt angekommen, geben die Chipkarte zurück und nehmen uns aus dem Shop noch einen guten Tropfen mit nach Wien.

Heute gibt es aus dem Krisenkochbuch Marillenknödel.

Strecke: 4,15 km

Höhenmeter: keine wesentlichen

Parkplatz = Start und Ziel beim Sport- und Seminarhotel, Dechant-Pfeifer-Straße 3, 2020 Hollabrunn

Dauer - inklusive Tierbeobachtungen, Foto- und einer Wander-Frühstückspause: ca. 2 3/4 Stunden

Unsere allgemeinen Wandertipps: Großstadtwanderer

Fotos von Fotografin Renate

Transparenz

Wien, 11.07.2021