Harzberg
Bad Vöslau, Industrieviertel, Niederösterreich
Wandern - es gibt leichte Rundwege, herausfordernde Bergwanderungen und anstrengende Höhentouren. Im Netz findet man zu jedem Wanderweg eine Unzahl von Beschreibungen, Hinweisen, Tipps wie Anreise, Einkehrmöglichkeit, Dauer, Höhenmeter uvm.
Sorry, aber diese Beschreibungen kannst du selbst googeln, die schreibe ich nicht nochmals ab. Vielmehr geht es mir um den Spaß, die Natur, die Bewegung und die Dinge, die normalerweise keinem Bericht angeführt werden.
Alles begann mit meinem zweiten Häferl Kaffee
So starten mein "Chef" und ich nach einer entspannten Nacht in einer kleinen Privatpension bei einem gemütlichen Frühstück den Tag. Gestern Abend war ich als VIP-Gast bei der "langen Nacht der Fotografie" geladen und wir haben gleich in Baden geschlafen. Das Wetter weiß noch nicht, ob es uns mit Sonne, oder doch mit Regen beglücken wird. Wurscht, ich schenke mir Kaffee nach und google nach Wanderrouten. Da sticht mir die Harzbergrunde in Bad Vöslau ins Auge. Rund 11 KM mit knapp 300 Höhenmeter. Passt, das schaffen wir.
Nach einer kurzen Autofahrt geht es schon los. Und es geht schon mal bergauf. Man muss wissen, wir sind "Großstadt Wanderer", also nicht unbedingt mit der besten Kondition bestückt. Dennoch, wir geben unser bestes, daher nehme ich auch bewusst die Zeitangaben auf diversen Wanderforen nicht als ernst, sondern nur als Anhaltspunkt. Wir wollen immerhin keine Wandernadel für die schnellsten Wanderer gewinnen, sondern einen schönen Tag erleben. Und am Abend auch etwas stolz auf uns und unsere Großstadtkondition, die natürlich durch Corona noch schlechter als sonst ist, sein.
Nach einem Stück auf Asphaltstraßen geht es ab in die Föhrenwälder. Interessant sind die Spuren der Pecher auf einigen Bäumen. Die Schnittstellen sehen wie Gesichter aus. In Hernstein gibt es übrigens ein Pechermuseum. Die gewitterträchtige Luft treibt uns den kalten Schweiß in den Nacken. Nein, nicht nur dorthin, sondern im Nu klebt das Gewand am Körper und ich scheine mit meinem Fotorucksack zu verschmelzen.
Wir schleppen uns regelrecht weiter nach oben. Immer wieder gibt es kleine Fotopausen - also kurz gesagt, wir bleiben stehen, fotografieren irgendwas, weil keiner dem anderen sagen will, dass er mal Luft schnappen muss um den Weg weitergehen zu können.
Irgendwann kommen wir bei einem leer wirkenden Haus der Pfadfinder vorbei, dort gibt es gottseidank ein Bankerl mit Blick auf einen Steinbruch. Herrlich, diese Pause. Wir sitzen ja nur, um die Natur auf uns wirken zu lassen. Danach geht der Weg über Steinstufen mitten im Wald weiter.
Unser Ziel ist der Harzberg mit seiner Jubiläumswarte auf 466 m Seehöhe. Fragt mich nicht, wie lange wir unterwegs waren, aber wir haben das Ziel patschnass erreicht. Am Harzberg gibt es ein Gasthaus und mein "Chef" schreit mit letzter Kraft nach einem kühlen Getränk, da unsere Flaschen schon fast leer sind.
Oh, wir sind in Australien
Ich hingegen habe meine Kräfte wieder. Es gibt eine Kängurufarm hier mitten in schwindelnder Höhe! Mein Herz schlägt höher, denn man darf die Tiere besuchen. Meine Güte sind die süß! Sofort vergesse ich die Strapazen, meinen doch recht imposanten Großstadtkörper schweißtreibend bergauf gehievt zu haben. So herzig. Und ein Stoffkänguru - der "Bernd" darf unsere weitere Wanderung begleiten. Und dann sogar bis in unsere Großstadt mitkommen.
Endlich gab es kühle Getränke, die Lebensgeister sind alle wieder da und wir genießen die herrliche Aussicht. Natürlich müssen wir noch auf die Kaiser Franz Josef Jubiläumswarte hochsteigen. Noch besser wird die Aussicht, aber auch der Blick auf das nahende Gewitter.
Nachdem wir jetzt mutig genug sind, die Wege super beschrieben sind, entscheiden wir uns den Weg, der als relativ eben angegeben ist, bis zur Vöslauerhütte fortzusetzen. Das Gewitter scheint noch genügend weit zu sein - gut, dass wir doch auf der Warte waren.
Und der Weg soll uns nicht enttäuschen - der Föhrenwald ist eine besondere Erscheinung und die in Reih und Glied stehenden Bäume werden mir noch lange in Erinnerung bleiben. Trotz der Gewitterstimmung draußen, ist es im Wald relativ angenehm. Wir sehen unzählige Schmetterlinge, meist den großen Waldportier.
Und so kommen wir plaudernd und gut gelaunt zu den zwei Föhren, wobei nur noch eine steht. Von da an geht der Weg ein Stück gerade, um dann wieder anzusteigen. Juhu, es wird wieder anstrengend. Und mit ein paar "fototechnischen" Pausen sind wir auf 500 Höhenmeter bei der Vöslauer Hütte angekommen. Wir gönnen uns kalte Getränke - der Most ist wirklich gut - und ein leckeres Essen.
Anschließend geht es recht unspektakulär nur noch bergab. Wir haben uns für die Forststraße entschieden und kommen so nach Gainfarn, wo wir nochmals kurz einkehren. Weiter führt der Weg beim Schloss Gainfarn vorbei wieder nach Bad Vöslau zurück.
Gegen 15.00 sind wir beim Auto angekommen. Und kaum sind die Türen zu, fängt der Regen an. Wenn das kein gutes Timing war.
Unsere allgemeinen Wandertipps: Großstadtwanderer
Fotos von Fotografin Renate