Grenzüberschreitender Städte-Wanderweg

>>tut gut<< Wanderweg, Gmünd, Waldviertel, Niederösterreich

Am Samstag, 24.04.2022 wurde, bei sagen wir mal anfangs noch sehr bescheidenen Wetter, der neue grenzüberschreitende >>tut gut<< Wanderweg in Gmünd eröffnet. 

Als wir am Bahnhof der "Waldviertelbahn" ankommen, ist es trüb und kalt, aber trocken. Nachdem wir mehr wie gespannt auf den neuen Weg sind, beschließen wir gleich loszugehen. Leider verpassen wir dadurch zwar die offizielle Eröffnung, aber dafür können wir uns in unser "Wandergeschichtsbuch" schreiben - wir waren die ersten Grenzwanderer.

Der Weg ist, wie bei >>tut gut<< Wanderwegen immer, gut beschildert, diesmal sogar in zwei Sprachen. Schon bald erreichen wir das Haupttor zur Neustadt.

Hier gab es aufgrund der verkehrsgünstigen Lage im Ersten Weltkrieg ein Flüchtlingslager für teilweise über 200.000 Menschen. Rechts am Haupttor erzählen Geschichtstaferl und Fotos von damals. Ich zitiere: "Weltgeschichte wurde in Gmünd nie geschrieben... Und dennoch spiegeln sich in Gmünd und Ceske Velenice die vielen großen geschichtlichen Umwälzungen des 20. Jahrhunderts im Kleinen so kompakt wider, wie kaum sonst wo in Österreich."

Im Haupttor befindet sich auch das "Haus der Gmünder Zeitgeschichte", dass die Geschichte des Flüchtlingslager sowie die Entwicklung der Grenze und der Region am "Eisernen Vorhang" erzählt. Apropos "Eiserner Vorhang" - und schon haben wir den Grenzfluss Lainsitz erreicht und passieren die Fußgängergrenze in unser Nachbarland.

Einst war der "Eiserne Vorhang" eine Bezeichnung für die undurchdringliche Grenze zwischen dem West- und dem Ostblock während des Kalten Krieges. Heute erinnert nur noch ein Stück Stacheldraht und ein paar, in die Jahre gekommene, Informationsschilder an diese Zeit. 1991 wurde er zum Glück abgeschafft.

Kaum zu glauben, dass bis ins Jahr 1950 hier, wo heute der Fußgängergrenzübergang ist, eine Schmalspurbahn verkehrte. Ihre Route setzte sich durch die heutige Kirschenallee fort und an der "Sircovina" vorbei nach Österreich. Von der alten Bahn ist nichts mehr zu sehen.

Wir durchwandern jedoch die Kastanienallee und erreichen schon bald bunte, fröhlich wirkende Häuserfassaden. Ob das Leben hier auch so bunt ist? Bei der Kirche "Hl. Agnes" lacht uns ein Steckschild eines Lokals an und wir beschließen auf ein Getränk einzukehren. Es ist Mittagszeit und immer mehr deutschsprechende Gäste strömen ins Innere - die Gerichte schauen so lecker aus, dass wir beschließen auch gleich etwas zu essen.

Gut gestärkt ziehen wir weiter. Schauen noch in einen kleinen Supermarkt, was es so im Nachbarland für Schätze gibt und passieren wieder die Grenze. In diesem Moment hören wir den ersten Donnerschlag. Rechts von uns ist es bedrohlich finster und rasant bewegen sich die düsteren Wolken auf uns zu. Nach dem Verlassen der Neustadt fängt es leicht zu regnen an und so brechen wir die Runde ab und gehen raschen Schrittes den bekannten Weg zurück zum Bahnhof. Im strömenden Regen verlassen wir Gmünd.

Strecke lt. Angaben: 7,9 km (11.300 Schritte)

Höhenmeter: 44

Start und Ziel: Parkplatz Bleyleben. Wir sind am Bahnhof gestartet, geht genauso.

Unsere Dauer inkl. Mittagspause, jedoch verkürzter Runde aufgrund Gewitter: 3 ¼ Stunden

Kleiner Tipp aus Sicht der Großstadtwanderer: In dem Lokal bei der Kirche in Ceské Velenice kann auch mit EURO bezahlt werden. Kurz zuvor ist eine öffentliche Toilette. Alles Asphalt. Am Rückweg Richtung Grenze ein paar Geschäfte. Und gültigen Reisepass oder Personalausweis nicht vergessen.

Unsere allgemeinen Wandertipps: Großstadtwanderer

Fotos von Fotografin Renate

Transparenz

Wien, 24.04.2022