Jeder Kilometer für die Blumenwiese
Emmersdorf an der Donau, Virtueller Lauf Bee Running, Waldviertel, Niederösterreich
Und jetzt liebe Bienen freut euch, während unsere Füße nur noch wehtun. Und eigentlich nicht nur die Füße, sondern einfach alles. Kein Wunder, bei 16,3 Kilometern, die wir heute in der Wachau für euch zurückgelegt haben.
Aber beginnen wir an einem erholsamen Abend, an dem Renate gelangweilt durch Facebook surft. Bis sie über die Aktion Virtueller Lauf Bee Running von "Natur im Garten" liest. Und schwupps sind die beiden Großstadtwanderer schon bei der tollen Aktion angemeldet. Für jeden gegangenen, gelaufenen oder spazierten Kilometer am Samstag, 27.03.2021 wird in Niederösterreich 1 m2 Blumenwiese gepflanzt. Da sind wir gerne dabei.
Einige Tage später trudeln unsere Kuverts mit Startnummer und ein paar Goodies ein. Jetzt stellt sich nur noch die Frage, wo hält das Wetter am Samstag und wie weit schaffen wir?
Vorgestern sitzt mein Chef über einem Wanderjournal und murmelt: "Wird Zeit, dass wir unsere Wanderungen weiter ausschweifen lassen!"
"Also wenn es dein Wunsch ist, dann machen wir das", denke ich bei mir und suche für Samstag den kleinen Rundwanderweg in Emmersdorf mit knapp 12 Km aus.
Auto ist im Zentrum geparkt, gute Laune an, Kamera in die Hand und los geht es.
Nach einem kurzen Stück durch Wohngebiet geht es Richtung Hain und St. Georgen. Ein grausiger Wind kämpft gegen uns. Links begleitet uns das Stift Melk, rechts liegt die Dachbergwarte. Noch scheint die Sonne, dennoch ist die Landschaft in ein fahles Licht getaucht.
Wir durchqueren kleine, romantische Gässchen in Hain und St. Georgen, erreichen einen Hohlweg und endlich ist der Wind still. Naja, still nicht wirklich, aber wir spüren ihn nicht mehr. Nur vereinzelt finden sich Frühjahrsblüher am Wegesrand. Hier schläft die Natur noch relativ tief und gut.
Vorbei an Bildstöcken, Marterln, frisch geschlägerten Bäumen, durch den Wald "Propermaiß" und die "Saure Lacke" führt der Weg. Unsere Phantasie ist durch den herrlichen Waldgeruch beflügelt und wir sehen in den Baumstämmen Sterne, Ostereier und Muscheln.
Wir erreichen eine Landesstraße und zweigen Richtung Pömling ab. Zuvor legen wir bei einer Bank zwischen zwei Birken unsere erste Rast ein.
Das Wetter schlägt um, es wird bedrohlich dunkel, der Wind hat an Stärke gewonnen. Dennoch geben wir nicht auf, es geht immerhin um Blumenwiesen. Also Jacke schließen, Kragen aufstellen und weiter.
In Pömling werden wir von Rothirschen freundlich begrüßt und wir besuchen den Abhofladen und decken uns mit Köstlichkeiten fürs Abendessen ein. Fein, der Rucksack wird immer schwerer. Trotzdem beschließen wir, noch einen kleinen Umweg von zusätzlichen Kilometern über den großen Rundweg zu gehen. Wir grüßen einen Esel, stoppen kurz am Hubertuskreuz und legen in Mödelsdorf beim Glockenturm unsere zweite Pause, diesmal mit Tee, Salzstangerl, Knabbernossi und Mannerschnitten ein.
Von nun an führt der Weg nur noch bergab Richtung Emmersdorf. Es geht ein Stück durch den Wald, wo wir sogar zwei Rehen begegnen, einen kleinen Steig entlang und plötzlich eröffnet sich ein unglaublich schöner Blick auf Emmersdorf, die Donau, das Schloss Rothenhof und das Stift Melk. Die richtige Belohnung für die Großstadtwanderer. Und ich spüre meine Füße nicht mehr. Also eigentlich spüre ich sie schon, denn mittlerweile schmerzt jeder Schritt.
Langsam kommt die Minute, wo ich mir KITT wünschen würde. Oder ein Bett im Kornfeld. Oder eine Kutsche. Also einfach das Wanderende. I mog nimma.
Mein Chef baut mich auf, "komm es geht um die Blumenwiesen." Schon gut, ich gehe ja schon weiter. Aber ganz ehrlich, Hand aufs Herz, heute war es schon ein wahnsinnig anstrengender Tag für uns Großstadtwanderer. Daher freue ich mich nun doppelt über unseren Erfolg. Für die Bienen und für uns. Realisieren werde ich alles, wenn wir noch die versprochene Wandernadel bekommen. Und der nächsten, glücklichen Biene auf unseren Wanderungen begegnen. Hoffe, sie weiß dann unsere Leistung zu schätzen.
Und jetzt geht es nach Hause. Abends gibt die Leckereien aus dem Hofladen. Am meisten freue ich mich aber, heute die Zauberküche kalt zu lassen, die Füße hoch zu legen und die Erholung am ganzen Körper zu spüren.
Übrigens, wir waren circa 4 1/2 Stunden mit nur zwei kurzen Teepause und einem Einkaufsstopp im Hofladen unterwegs.
Der gesamte Weg war 16,3 Km bei rund 307 Höhenmetern.
Weitere Beschreibung und Karte unter https://www.naturpark-jauerling.at/a-kleiner-rundweg-emmersdorf
Unsere allgemeinen Wandertipps: Großstadtwanderer
Fotos von Fotografin Renate
Wien, 27.03.2021