Bisamberg - Stammersdorf
Langenzersdorf, Weinviertel, Niederösterreich
Überpünktlich kommt die S3 in Floridsdorf an und in wenigen Minuten steigen wir in Langenzersdorf aus. Abermals starten wir vom Bahnhof eine unserer Wanderungen.
Wir folgen der Klosterneuburger Straße bis zur Ampel, queren die B3, biegen links ab und die nächste Gasse gleich wieder rechts. Wir sind in der Jubiläumsgasse, ob die mit unserem erst kürzlichen 250. Wanderjubiläum zu tun hat?
Für die Wandermarkierung muss man bisserl detektivisch veranlagt sein. Wir begeben uns auf den Czastkaweg. Nach dem letzten Haus stehen wir mitten im Wald und vor der nächsten Entscheidung links oder rechts. Wir gehen links, da wir die rote Markierung eher auf diesen Weg beziehen. Er sieht auch einladender aus.
Von nun an geht es gleich mal steil bergauf. Erst vor kurzem dürfte hier ein Gewitter drüber gerauscht sein, man sieht noch die Spuren, wo das Wasser regelrecht den Wanderweg hinuntergeschossen sein muss. Und so matschig und somit rutschig ist es auch. Ich gehe voraus und fange bald zum Hecheln wie ein Hund an. Das leichte Hecheln gipfelt irgendwann in heftigem Luftschnappen. Verdammt, habe ich keine Kondition?
Nein, ich habe eher das Gefühl im falschen Film zu sein. Ober uns die gewitterträchtige Luft, unter mir der rutschige Gatsch und vor mir die Hoffnung, endlich auf einen schönen, recht normalen Wanderweg zu stoßen. Somit setze ich mich mal wieder gekonnt selbst unter Druck und renne schon fast die 200 Höhenmeter auf den knapp 1,5 Kilometern hoch. Obwohl wir alle Zeit der Welt haben, sowie bei unseren Wanderungen immer.
Irgendwann wird es ebener und breiter. Geschafft. Ab jetzt ist die Wanderung, abgesehen von der fehlenden Markierung und der Länge, ein Kinderspiel.
Wir erreichen die Elisabethhöhe. Hier an der höchsten Erhebung des Bisamberges, auf immerhin stolzen 358 m Seehöhe, steht als weithin sichtbares Wahrzeichen eine im neugotischen Stil errichtete Gedenksäule aus Stettner Sandstein. Leider ist nicht überliefert, ob Kaiserin Elisabeth jemals hier verweilte. Auch egal, immerhin ist Frau Renate heute da. Vielleicht könnte man daneben ein kleines Denkmal aufstellen?
"Chef" holt mich aus meinen Träumen, er drängt mich rasch zu einem Foto, denn Stift Klosterneuburg liegt gerade in der Sonne. Im Gegenteil zur Burg Kreuzenstein, der Donau, Korneuburg, der Stockerauer Au und dem Rest, den man von hier sieht oder sehen sollte. Gewitter liegen in der Luft, daher ziehen wir rasch weiter und halten unsere Mittagspause im Woodys Waldheurigen.
Gut gestärkt geht es auf breiten Wanderwegen durch herrliches Waldgebiet weiter. Wir passieren die Bildereiche am Bisamberg und kommen zum Eichendorff Gedenkstein. Irgendwo in weiter Ferne donnert es bereits, als wir den ersten Blick auf Wien werfen. Und hier fehlt wieder mal eine gute Wandertafel. Links geht der Stadtwanderweg 5 und dem folgen wir auch. Erst zu Hause werde ich sehen, dass wir einfach gerade bergab gehen hätten sollen, dann wären wir zum Magdalenenhof gekommen. Tja, so gehen wir viel weiter als geplant.
Auch den Kallusweg, der direkt zur Hagenbrunner Straße führt, lassen wir rechts liegen und so kommen wir über die Falkenberge zur Stammersdorfer Straße. Nun folgen wir aber nicht weiter dem Schild "Stadtwanderweg 5", sondern der Straße nach rechts, passieren den Parkplatz Senderstraße und erreichen die Stammersdorfer Kellergasse, wo wir bei unseren Freunden "Zur Duschl" einkehren.
Hier erwischt uns auch das erste Gewitter, das wir gut geschützt abwarten. In der nächsten Regenpause nehmen wir Abschied, laufen die Kellergasse raschen Schrittes bergab. Hinter uns kommt die nächste Gewitterfront, die bald auf die vor uns treffen wird. Und wir mitten drinnen. Am Ende der Kellergasse sehen wir einen Linienbus die Stammersdorfer Straße kommen und laufen zur Station. Einsteigen, Türen schließen, Regenguss an, perfekt.
Leider ist der Bus bald bei der Endhaltestelle angekommen, aber der Regen ist nett und macht Pause. So schaffen wir die letzten 600 m bis zur Straßenbahnhaltestelle 26 im trockenen Laufschritt. Finger an den Türknopf, einsteigen und Regenguss an. Die meinen es wirklich gut mit uns. Und so fahren wir mit der Bim mitten durch ein heftiges Gewitter Richtung Heimat. Wir müssen zwar noch zweimal umsteigen, jedoch sind die Haltestellen fast alle überdacht.
Unsere Strecke lt. Angabe: ca. 12,3 Km
Höhenmeter lt. Angabe: ca. 257
Tourbeschreibung lt. Angabe: leicht, würden wir so stehen lassen, wenn man nicht absoluter Wanderneuling ist
Start und Ziel: Start: Bahnhof Langenzersdorf, Ziel: entweder Strebersdorf (soferne man zum Magdalenenhof geht und von dort nach Strebersdorf) oder eben Stammersdorf, Straßenbahnhaltestelle. Alternativ wie wir bis zum Linienbus und dann nach Strebersdorf.
Anreise: S3 ab Wien. Rückreise: Strebersdorf mit Straßenbahnlinie 26 oder ab Stammersdorf mit Straßenbahnlinie 31.
Für Autofahrer: Alternativ parken am Bahnhof Langenzersdorf, derzeit noch kostenlos, bis zur Elisabethhöhe – Magdalenenhof – und über den Kaspar-Schrammel-Weg zurück zum Bahnhof (Runde ca. 7 Km)
Unsere Dauer inkl. Fotos und einer Pause: rund 4 Stunden (Langenzersdorf – Kellergasse Stammersdorf)
Zusätzliche Hinweise aus unserer Sicht:
- Am Tag unserer Wanderung unterschiedlich bis kaum markiert.
- Erster Teil aus unserer Sicht nicht für Kinderwagen, Radfahrer (obwohl uns drei Mountainbiker entgegen gekommen sind) und Rollstuhlfahrer geeignet.
- Hunde an der Leine sollten kein Problem sein.
- Bei Bedarf Verpflegung mitnehmen, Rastmöglichkeiten gefunden.
Unsere Wandertipps: Großstadtwanderer
Wanderung: 251 seit 29.08.2020
Fotos von Fotografin Renate
Wien, 08.06.2023