Baden bei Wien

Die Kaiserstadt vor den Toren Wiens, Industrieviertel, Niederösterreich

"Ich hätte mein Leben nicht geglaubt, dass ich so faul sein könnte, wie ich es hier bin", sagte schon Ludwig van Beethoven über Baden bei Wien. Kein Wunder, hatte Baden, aufgrund seiner Schwefelquellen, schon bei den Römern eine bedeutende Rolle als Heilbad. Und diese Schwefelquellen machen sich schon bei meiner Ankunft mit der Badner Bahn am Josefsplatz geruchsintensiv bemerkbar.

Heute gilt Baden als Kurstadt und die Römertherme bietet unter dem größten freihängenden Glasdach Europas eine der schönsten Sauna- und Badelandschaften. Doch nicht das für Körper und Seele guttuende Schwefelheilwasser ist heute mein Begehr, auch nicht die >>tut gut<< Wanderwege, deren wir schon gefolgt sind. Heute möchte ich kaiserliches Flair genießen, durch die kleinen Gässchen streifen und dabei die Luft vergangener Zeiten einatmen.

Und nebenbei noch, am Welt-Foto-Tag, das seit vier Jahren erfolgreich stattfindende Festival La Gacilly Baden besuchen. Hier zeigen die weltbesten Fotografen auf einer Länge von rund sieben Kilometer faszinierende Bilderwelten in einer Open-Air-Galerie. Ganz großartige Fotos sind hier zu finden. Von Ländern, die ich wohl nie bereisen werde.

Ein Großteil der Werke, die heuer übrigens noch bis zum 16.10.2022 zu sehen sind, befinden sich im Doblhoffpark sowie im Rosarium. Einst gehörte der Park zum Schloss Weikersdorf und der idyllische Teich wurde schon im Jahre 1831 als Freibad benützt. Vormittags durften die Damen, nachmittags die Herren baden. Im Winter wurde hier Schlittschuh gefahren, Eisstockschießen ausgeübt und Eisblöcke wurden in Eiskeller gelagert, um im Sommer für kühle Getränke zu sorgen. Kaum vorstellbar, dass in der Zwischenkriegszeit ein Teil ein Vergnügungspark, wie der heutige Wiener Wurstelprater, war. Heute gilt der Park als Erholungszone und im Rosarium erstrahlen jedes Jahr tausende Rosen.

Mich wundert echt nicht, dass Kaiser Franz I. jeden Sommer hier verbrachte und die Stadt zu seiner Sommerresidenz erhob. Ob er damals schon das Badner Kipferl genießen konnte? Die berühmten Badner Kaffee-Bonbons wurden erst zu Ehren Kronprinz Rudolf 1883 erfunden. Irgendwie könnte ich mir jetzt auch vorstellen, hier, mit meiner Kamera in der Hand, in die Stadt einzuziehen und jemand empfängt mich mit eigens für mich kreierten Köstlichkeiten.

Leider dürften heute alle irgendwie beschäftigt sein und meine Ankunft mit der Badner Bahn direkt aus Wien übersehen. Auch egal, dann hole ich mir ein Eis und ziehe Richtung Kurpark weiter. Hier stand einst das "Theresienbad", davor erstreckte sich der kleine "Theresiengarten", der zum "Stadtpark" und später zum heutigen "Kurpark" wurde. Anstelle des einstigen Bades steht heute das weltbekannte Casino, ein prachtvoller Bau.

Ich genieße die Ruhe, die Kaiserzeit, die noch im Musikpavillon schwebt, atme Luft des Gewinnens, die vom Casino herüberweht ein und schlecke mein Eis fertig.

Sodann trete ich meinen Rückweg zum Josefsplatz an, flaniere noch durch die kleinen Gässchen mit den noblen Bürgerhäusern, den herrlichen Palais und den alten Villen aus der Biedermeierzeit. Spaziere über romantische Plätze und drücke mir an manchen Schaufenstern der nostalgischen Geschäfte die Nase breit.

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Fotos von Fotografin Renate

Transparenz

Wien, 19.08.2021