Araburg
Kaumburg, Mostviertel, Niederösterreich
So unschlüssig wie heute bin ich selten. Keine Ahnung, wo wir wandern sollen. Bei der Recherche sticht mir die Araburg-Wanderung in mein Auge.
Schon oft habe ich darüber Berichte gelesen und Wanderbeschreibungen gesehen. Und bei unserer 3-Kirchen-Wanderung hat uns sogar jemand davon erzählt – da sollten wir unbedingt hin. Sie gilt als höchstgelegene Burgruine Niederösterreichs und liegt auf fast 800 Metern Seehöhe. Ihr Name bedeutete vermutlich Adlerburg, da er vom Begriff Aar abgeleitet wurde. Adler findet man oben aber keine, obwohl wir viele Greifvögel beobachten können. Nehme an, die Thermik ist perfekt, sowie der Wind uns um die Ohren pfeift.
Wir starten beim Gemeindeamt. Ganz toll finde ich das alte Kaufhaus, wo man sich mit Wanderproviant eindecken kann. Auf der ersten Hausmauer sehen wir schon die Araburg. Neben dem Heimatmuseum gibt es eine – derzeit auf alle Fälle kostenlose und saubere – WC-Anlage. Wir steigen die Stufen bis zur Kirche zum Hl. Michael an. Kurz hineingeschaut, ein kleines Gebet und eine Kerze später folgen wir der Markierung rot-weiß-rot und weiß-grün-weiß. Wir kommen am Friedhof vorbei, passieren die Hubertus-Kapelle und sind eigentlich am Mariazellerweg 06 unterwegs. Gleichzeitig folgen wir auch dem beschilderten Burgweg.
Endlich haben wir den ersten Blick auf die Araburg. Oh Gott, wie gerne wäre ich jetzt eine Kuh, die können den ganzen Tag von tief unten hoch hinauf zur Araburg schauen, ohne auch nur einen Höhenmeter zu erklimmen. Da hinauf müssen wir? Oder wollen wir? Was habe ich mir da wieder einfallen lassen? Die Kuh treibt man ja auch nicht hoch. Ich rechne nach, wie viele Kilos hat so eine Kuh? Und wie schwer sind die Großstadtwanderer? Könnte ich mir ein gutes Argument für einen Wanderabbruch einfallen lassen?
"Komm träume nicht, weiter geht es. Du willst ja im Araburgstüberl essen!", "Chef" stupst mich an und schiebt mich leicht weiter. Das Zauberwurt "essen" lässt mich an den Erfolg der Höhenbezwingung glauben und so erreichen wir schon bald den Araburgstüberl-Parkplatz. Empfehlenswert für alle, die gemütlich wandern wollen. 30 Minuten bis zur Araburg verspricht das Wanderschild. Übrigens, der Parkplatz ist auch für Reisebusse groß genug.
Nun hat man die Qual der Wahl. Den kurzen, aber steileren Weg mit rund 20 Minuten, oder eben den längeren, leichteren Forststraßenweg mit rund 30 Minuten. Wir sind faul. Großstadtwanderer eben.
Aber wir kommen endlich an. Und natürlich ist der erste Weg ins Araburgstüberl. Wir haben gut gegessen, sind freundlich bedient worden und das Preis-Leistungs-Verhältnis ist ok. Am Ticketautomaten kaufen wir uns zwei Eintrittskarten und erkunden das doch recht große Areal der Araburg, die im 12. Jahrhundert hier am damaligen Schnittpunkt zwischen Österreich und der Steiermark entstanden ist.
Der Aufstieg zum Burgfried lohnt sich auf alle Fälle, auch wenn er, zumindest für uns Großstadtwanderer, recht beschwerlich ist. Jetzt verstehe ich auch die Schilder mit "Betreten auf eigene Gefahr". Nach der Anprobe von Kettenhemd und Ritterhelm kann ich mir nicht vorstellen, dass da je ein Ritter in dieser Montur die kurzen und steilen Holztreppen empor gestiegen ist. Aber wir schon! Wir stehen oben. Schön angeschrieben sind die Blickrichtungen. U.a. sehen wir bis zum Peilstein. Und das Wetter ist traumhaft. Voll schöne Weitblicke. Kommt da hinten das für 15.00 angekündigte Gewitter? Ich schaue auf die Uhr, geh, da sitzen wir schon im Auto. Wir haben noch genügend Zeit beruhige ich mich und hoffe insgeheim, dass mein, sonst so verlässlicher Wetterbericht, heute mal unrecht hat.
Nach dem Drehkreuz verlassen wir das Areal, ein kleines Stück geht es am selben Weg zurück. Und nicht vergessen, gegen EUR 2,00 die weithin hörbare evangelische Glocke zu läuten. Bei der zweiten Möglichkeit (rote Markierung, Via Sacra-Weg-Schild) geht es scharf nach links und ab hier nur noch bergab.
Bald verlassen wir den Wald – beim Schranken und ab hier geht es leider nur noch auf einer Asphaltstraße, die mir unendlich scheint, zurück nach Kaumberg.
Und hinter uns die Gewitterfront. Trotz des heftigen Windes, läuft mir Schweiß sogar auf der Geraden vom Gesicht. Verdammt, ist es schwül. Oder ist es der Angstschweiß, dass das Gewitter schneller ist als wir? Unsere Schritte werden schneller und wie schon so oft bei unseren Wanderungen schaffen wir es wieder: Autotür zu – Regen an. Und Abfahrt…
Angaben lt. Internetrecherche – gefunden im Vorfeld.
Strecke: 8,68 Km, bei uns war es sicher etwas länger, da wir nicht den kurzen Weg zur Araburg gewählt haben. Außerdem gehört die Besichtigungstour berücksichtigt.
Höhenmeter: 298 – 306, stimmt sicher
Tourbeschreibung: leicht. Lassen wir so stehen
Wo geht es los? Wie kommt man hin?
Start und Ziel: Mitten im Zentrum, am besten direkt vor dem Gemeindeamt. Hier steht eine Wanderkarte. Und wenn die Schütten gut gefüllt sind, gibt es Wanderkarten, Postkarten und weiteres Infomaterial kostenlos. Wir hatten Glück…
Anreise: Mit Auto oder Linienbus
Mit dem Auto: Parkplätze vorhanden. Bei uns kostenlos. Wir sind vor dem Gemeindeamt gestanden.
Öffentlich: Linienbus 316 – zumindest haben wir ihn selbst gesehen, bleibt in Höhe Gemeindeamt stehen.
Wie lange waren wir unterwegs? Gibt es Rastmöglichkeiten? Gastronomie entlang der Runde?
Infos lt. Erfahrung am Tag unserer Wanderung
Unsere Dauer inkl. Fotos, einer gemütlichen Pause im Araburgstüberl, Burgerkundung: rund 4 ¾ Stunden
Bei Bedarf Verpflegung mitnehmen, Rastmöglichkeiten gefunden.
Gastronomie entlang der Strecke: ja, Araburgstüberl – Öffnungszeiten im Internet hinterfragen. Im Ort Kaumberg gibt es ebenso Gastronomie. Für Reiseproviant gibt es ein kleines Kaufhaus.
Folgende Hinweise sind aus unserer Sicht bzw. Anhand unserer Erfahrung am Wandertag:
- Markierung: am Tag unserer Wanderung gut markiert. Zuerst rot bzw. grün oder als Burgweg. Ab Parkplatz ein Stück Forststraße, dann geht links der Via Sacra-Weg nach oben (gelbes Schild). Wir sind aber die Forststraße weiter gegangen. Nach dem Burgbesuch bergab bis zur zweiten Gabelung – links steht ein gelbes Schild mit Via Sacra. Einfach dem Weg bis zum Schranken folgen, ab hier wieder rot bzw. auch gelb. Achtung dann nur beim Wegkreuz – hier gibt es Holzschilder mit Gerichtsberg, Kaumberg (steht verkehrt zu unserer Richtung!) und Araburg. Hier kurz die Straße verlassen und die Schotterstraße bergab folgen. Rest ist einfach Straße bis Kaumberg.
- Kinderwagen: in verkürzter Variante sicher geeignet
- Rollstuhl: nicht unbedingt geeignet
- Fahrrad: es gibt einen eigenen Araburg-Radweg
- Hunde: an der Leine kein Problem.
- Wegbeschaffenheit: relativ viel Asphalt, vor allem am Retourweg über den Sonnenhang fast nur Straße. Zwar kaum befahren, aber halt harter Wanderboden.
- Was noch wichtig ist: EUR 2.00 für die Glocke mitnehmen. Eintritt Araburg pro Person 5.00 – Automat vorhanden, Bezahlung mit cash oder Karte. Preise am Tag unserer Wanderung erhoben.
Unsere allgemeinen Wandertipps: Großstadtwanderer
Wanderung Nummer 253 seit 29.08.2020
Wien, 17.06.2023